Mir geht’s nicht so gut bei der Arbeit

Gut, dass du hier bist. Uns allen geht es mal schlecht. Ist deine Arbeitssituation betroffen, kostet das Reden darüber doppelt Überwindung. Diese Gesprächstipps helfen dir dabei.

Der Begriff «Burnout» macht die Runde – und das ist gut so. Über psychische Belastungen am Arbeitsplatz müssen wir reden, je früher umso besser für alle Beteiligten. Ein Burnout kann dich treffen, wenn du dich im Job überdurchschnittlich engagierst und hohe Erwartungen an dich selbst stellst. Bemerkst du seit mehreren Wochen oder gar Monaten Folgendes an dir:

  • du bist nervös, gereizt und empfindlich; gerätst öfter in Auseinandersetzungen
  • du kannst in der Freizeit nicht mehr «abschalten» und schläfst schlecht
  • alles türmt sich vor dir auf und wird dir zu viel
  • du bist weniger konzentriert und wirst vergesslicher
  • du konsumierst vermehrt Substanzen, die dich wach und aktiv halten sollen, oder solche, die dir beim Schlafen helfen?

Dann ist es Zeit, etwas zu unternehmen.

Reden hilft

Wenn deine Kolleginnen, Kollegen und deine Vorgesetzten deine Situation kennen, können sie dein verändertes Verhalten richtig interpretieren. So erhältst du eher Unterstützung und Entlastung. Je früher du die Situation ansprichst, desto einfacher kann sie sich auch wieder entspannen.

Erste Anlaufstelle ist dein privates Umfeld

Sprich zuerst mit einem Familienmitglied oder jemandem aus dem Freundeskreis über deine Situation – mit einer Person, der du wichtig bist und der du vertraust. Dazu kannst du unsere Gesprächstipps fürs private Umfeld nutzen.

Ein Gespräch im Betrieb kostet Überwindung

Nicht in jedem Betrieb herrscht eine offene und unterstützende Gesprächskultur, gerade wenn es um psychische Belastungen geht. Mit den unten folgenden Gesprächstipps kannst du herausfinden, ob und mit wem in der Firma du reden kannst oder ob du dich besser an eine externe Person wenden solltest.

Falls du bereits in Behandlung bist: Besprich mit deiner Therapeutin/deinem Arzt folgende Fragen: Ist es in deiner Situation hilfreich, deine Chefin/deinen Chef/dein Team zu informieren? Wie gehst du am besten vor? Es ist auch möglich, dass du deinen Therapeuten/deine Ärztin zum Gespräch mit deinen Vorgesetzen hinzuziehst.

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«Ich wusste an einem Abend im Sog einer Depression nicht mehr, wie es weitergehen soll. Ich hätte früher darüber reden sollen.»

Daniel, Mediensprecher

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«Mein bester Freund hat für mich entschieden, dass ich jetzt zum Arzt gehe».

Yvonne, Werbetexterin; Burnout-Voices

Gespräch herbeiführen

Teste deine Vorgesetzten

Fällt es dir schwer abzuschätzen, wie die Chefin/der Chef auf deine gesundheitlichen Beschwerden reagiert? Starte einen Versuch, indem du laut über mögliche Erklärungen nachdenkst:

Ich bin in letzter Zeit häufig erschöpft. Es schlägt mir auch manchmal auf die Motivation. Ich habe mir schon überlegt, ob ich wegen der Augen so müde bin und eine (neue) Brille brauche.

Ich bin in letzter Zeit häufig müde. Eine Freundin von mir hatte zu wenig Eisen und war immer erschöpft. Aber vielleicht ist es ja auch psychisch.

Die Reaktion der Vorgesetzten wird dir zeigen, welche Haltung er oder sie gegenüber psychischen Belastungen hat. Sind Tonfall, Mimik und Antworten wertfrei und vielleicht sogar unterstützend, dann kannst du ein vertieftes Gespräch angehen.

Alternative Ansprechpersonen

Reagiert dein Chef/deine Chefin eher ablehnend oder verharmlost eine mögliche psychische Ursache, wende dich an eine andere Person, z.B. an eine Vertrauensperson in der Personalabteilung oder im Team. Du kannst dich auch von einer externen Stelle beraten lassen, wie du am besten vorgehst.

Achte auf den geeigneten Ort

Achte darauf, dass die Unterhaltung an einem Ort stattfindet, wo euch niemand stört. Nicht immer ist ein Termin im Büro ideal. Dann kannst du ein informelles Treffen vorschlagen, z.B. am Morgen vor Arbeitsbeginn in einem Café oder nach Arbeitsschluss im nächsten Stadtpark.

Suche einen geeigneten Zeitpunkt

Gespräche mit Tiefgang nehmen Zeit in Anspruch. Lauf also nicht einfach ins Büro deiner Chefin/deines Chefs, wenn dann vielleicht du oder dein Gegenüber nach 10 Minuten wieder losmüssen. Schlage einen Termin vor, von dem du weisst, dass danach für beide keine wichtige Sitzung ansteht. Eine gute Möglichkeit ist auch, gemeinsam essen zu gehen.

Ich möchte gerne in Ruhe etwas Persönliches mit dir besprechen. Wie wär’s am Freitag Mittag. Wollen wir dann zusammen essen gehen?

Tipps fürs Gespräch

Vielleicht schweigen deine Kollegen aus Unsicherheit

Fragst du dich, warum es deiner Chefin/deinem Chef oder deinen Kolleginnen und Kollegen nicht aufgefallen ist, dass du überlastet bist? Dahinter steht meistens nicht mangelndes Interesse. Viele Menschen haben Angst, sie könnten dir zu nahe treten, wenn sie dich auf mögliche Probleme ansprechen. Oder sie wissen einfach nicht, wie sie das Gespräch beginnen sollen. Vielleicht hat die betreffende Person das gleiche Problem wie du.

Für deine Chefin/deinen Chef wird es einfacher, wenn du das Gespräch suchst

Sprich über deine Gefühle und versuche zu benennen, was dir helfen könnte. So gibst du deiner Chefin/deinem Chef und deinem Team die Chance zu verstehen, was mit dir los ist. So wird auch eine Lösungen möglich.

Was du nicht erwähnen solltest

Wenn jemand als Folge einer Erkrankung die Anforderungen am Arbeitsplatz nicht mehr erfüllen kann, ist dies ein Kündigungsgrund. Zum Beispiel können Informationen zu einer Sucht oder zu Medikamenten heikel sein, weil diese vielleicht die Sicherheit am Arbeitsplatz beeinträchtigen.

Bist du unsicher, wie offen du zu deiner Arbeitgeberin/deinem Arbeitgeber sein kannst? Pro Mente Sana berät dich zu rechtlichen Fragen. Gehe zu Adressen und Angebote

Das ist wichtig im Gespräch

So könntest Du anfangen:

In letzter Zeit fühle ich mich nicht so gut. Ich fürchte, es beeinflusst meine Arbeit. Können wir darüber sprechen?

Ich habe zu Hause Probleme und nehme sie mit zur Arbeit. Kann ich mal mit dir darüber reden?

Ich kann im Moment nicht so viel leisten, wie ich gerne möchte. Kann ich darüber mit dir sprechen?

Übernimm Verantwortung für dich und deine Aufgaben

Es nützt niemandem, wenn du bis zum Zusammenbruch arbeitest! Es ist ein Zeichen von Stärke zu signalisieren, dass dir alles zu viel wird und du Unterstützung brauchst. Du kannst das so interpretieren: Du übernimmst Verantwortung und agierst proaktiv.

Abends kann ich nicht mehr abschalten und schlafe sehr schlecht. Ich merke, dass ich darum tagsüber eingeschränkt bin. Ich kann nicht mehr so viel leisten, wie ich gerne möchte.

Die Scheidung belastet mich sehr. Ich denke auch während der Arbeit daran und bin unkonzentriert und reizbar. Ich würde gerne mit dir anschauen, wie sich die Arbeitssituation verbessern kann.

Das zusätzliche Dossier beansprucht sehr viel Zeit. Ich sehe momentan den Horizont nicht mehr. Das löst bei mir Stress aus. Ich schlafe schlecht. Das macht es zusätzlich schwierig. Ich möchte eine Lösung finden, damit es keinen Teufelskreis gibt.

Trag zur Lösung bei

Deine Chefin/dein Chef kann deine Probleme auch nicht auf Knopfdruck lösen. Aber bereits kleine Dinge können Erleichterung bringen: zum Beispiel eine verschobene Deadline, eine zusätzliche Praktikumsstelle oder Hilfe beim Auffinden der passenden Fachperson. Wenn du weisst, was dir helfen könnte, dann sag es deinem Gegenüber: Es ist hilfreich zu wissen, wie man dich unterstützen kann.

Kläre Prioritäten und Erwartungen mit deinen Vorgesetzten

Sprichst du mit deiner Vorgesetzten/deinem Vorgesetzten, wird sie/er sich einerseits um dein Wohl bemühen, aber auch an die Auswirkungen auf deine Kollegen, eure Arbeiten und das generelle Arbeitsklima denken. Frag nach, was für deine Vorgesetze/deinen Vorgesetzten Priorität hat und welche Erwartungen sie/ er trotz der Belastung an dich stellt.

Transparenz im Team hilft

Mit grosser Wahrscheinlichkeit hat auch dein Team mitbekommen, dass es dir nicht gut geht. Auch hier gilt: Offenheit macht Verständnis möglich. Du musst dabei keine privaten Details enthüllen. Sprich wenn möglich mit deiner Chefin/deinem Chef ab, was du dem Team sagst. Das sind mögliche Inhalte:

Es tut mir leid, ich weiss: Ich reagiere in letzter Zeit häufig gereizt. Es hat nichts mit euch zu tun. Meine Beziehung läuft im Moment Achterbahn.

Mir geht es im Moment nicht so gut. Ihr habt das vielleicht auch gespürt. Ich habe mit unserer Chefin darüber gesprochen: Wir arbeiten an einer Lösung.

Ich bin im Moment nicht so zwäg. Ich bin froh, wenn ihr etwas Geduld mit mir habt. Es hat nichts mit euch zu tun.

Nach dem Gespräch

Bleib im Dialog

Hoffentlich hat bereits das erste Gespräch Entlastung gebracht. In der Regel lösen sich Probleme jedoch mit einmal darüber reden nicht einfach in Luft auf. Vereinbare Folgetermine mit deiner Chefin/deinem Chef. An diesen könnt ihr besprechen, ob die erhoffte Verbesserung eintrifft oder ob es andere Massnahmen braucht.

Manchmal ist externe Hilfe nötig

Geht es dir trotz allem über längere Zeit nicht wieder besser, lass dir von einer Fachperson helfen. Vielleicht haben die Belastungen dich krank gemacht. Je früher du dann professionelle Hilfe suchst, desto rascher wirst du wieder gesund.

Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz

In der Broschüre (PDF, 12 Seiten) erfährst du mehr zum Thema: zum Beispiel darüber, was du tun kannst, wenn du ernsthaft erkrankt bist.

Stärke deine Abwehrkräfte

Die seelische Gesundheit kannst du stärken und deine Abwehrkräfte gegen Belastungen mobilisieren. Mögliche Impulse für dich: