Mir geht's nicht so gut

Schön, dass du hier bist. Über Belastendes zu reden, tut gut. Diese Gesprächstipps helfen dir dabei.

Wir alle sind manchmal ängstlich, unkonzentriert, wütend, lustlos oder traurig – das ist normal. Wenn Beziehungsstress, Familienzoff oder andere Sorgen andauern, kann alles zu viel werden.

Hast du schon längere Zeit:

  • Schlafprobleme, weil nachts das Sorgenkarussell dreht
  • dauernd Streit wegen Kleinigkeiten
  • das Gefühl, antriebslos und traurig zu sein
  • das Gefühl, dass dir alles zu viel ist?

Dann ist es Zeit, etwas zu unternehmen.

Reden hilft

Über Probleme, Ängste und negative Gefühle zu reden, ist der erste Schritt zur Besserung. Tust du nichts, werden die Sorgen immer drängender, und du kannst ernsthaft krank werden. Es ist darum wichtig, darüber zu reden, wenn es dir nicht gut geht.

Gespräche entlasten und geben Kraft

Gespräche allein lösen keine Probleme in Luft auf. Aber sie entlasten, und sie machen möglich, dass du Hilfe bekommst oder wieder Hoffnung schöpfst.

Es ist normal, dass du dich unsicher fühlst

Viele Menschen haben Angst, über persönliche Probleme zu sprechen. Vielleicht, weil sie fürchten, als Spinner oder Versagerin zu gelten. Es ist aber ein Zeichen von Stärke, wenn man auch über Schwächen spricht. Und: Oftmals spürt dein Umfeld vielleicht schon, dass etwas nicht gut ist. Es getraut sich aber nicht, dich darauf anzusprechen. Da hilft es, wenn du den ersten Schritt wagst.

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Weil ihr Mami über lange Zeit psychisch belastet war, ging es auch Lili immer schlechter. Sie schämte sich über ihre Probleme zu Hause zu sprechen und hat sich dadurch sehr alleine gefühlt.

Lili (Quelle Institut Kinderseele Schweiz)

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Durch die ausufernde Sucht ihrer Mama musste Mia immer mehr Aufgaben im Haushalt übernehmen, bis sie keine Zeit mehr für sich, Hobbies und Hausaufgaben hatte.

Mia (Quelle Institut Kinderseele Schweiz)

Gespräch herbeiführen

Such dir jemanden, dem du vertraust

Das kann jemand im nächsten Umfeld sein, muss aber nicht. Manchmal fällt es leichter, mit jemandem zu sprechen, der etwas Abstand hat, zum Beispiel mit einer Kollegin aus dem Verein oder einem Nachbarn.

Überleg dir einen geeigneten Zeitpunkt

Gespräche mit Tiefgang nehmen Zeit in Anspruch. Beginn also kein Gespräch, wenn du oder dein Gegenüber nach 10 Minuten wieder los müssen. Manchmal hilft es zu fragen, wann die Person Zeit für ein Gespräch hat.

Ich möchte gerne in Ruhe mit dir reden. Wann hättest du mal Zeit?

Finde einen geeigneten Ort

Ihr solltet ungestört sein und euch beide wohlfühlen. Vielen Menschen fällt es im Gehen leichter, über schwierige Dinge zu sprechen. Allenfalls könnte ein Waldspaziergang eine gute Gelegenheit sein.

Begleitest du mich beim Spazieren?

Übrigens: Es muss nicht immer als erstes ein persönliches Gespräch sein. Wenn du zuerst einmal anonym einen Versuch machen möchtest, findest du bei der Dargebotenen Hand unter Telefon 143 immer ein offenes Ohr.

Tipps fürs Gespräch

Schamgefühle sind unnötig

Uns allen geht es mal schlecht im Leben. Es ist ein mutiger und vorbildlicher Schritt, dass du ein Gespräch suchst.

Vielleicht schweigt dein Umfeld aus Unsicherheit

Fragst du dich, warum es niemandem aus deinem Freundeskreis oder deiner Familie auffällt, dass es dir schlecht geht? Dahinter steht meistens nicht mangelndes Interesse oder Gleichgültigkeit. Viele Menschen haben Angst, sie könnten dir zu nahe treten oder dich verletzen, wenn sie dich auf mögliche Probleme ansprechen. Oder sie wissen einfach nicht, wie sie das Gespräch beginnen sollen.

Für dein Umfeld wird es einfacher, wenn du das Gespräch suchst

Sprich über deine Gefühle und versuche zu benennen, was dir helfen könnte. So gibst du deinem Partner/deiner Partnerin, deiner Familie oder deinen Freunden/Freundinnen eine Handlungsmöglichkeit.

Es ist o.k., wenn es nicht klappt

Es ist möglich, dass dein Gegenüber nicht auf deinen Gesprächswunsch einsteigt. Auch wenn es nicht einfach ist: Nimm es nicht persönlich. Vielleicht ist die Person gerade mit etwas anderem beschäftigt. Oder sie fühlt sich überfordert. Frag, wann ein guter Moment wäre, oder wende dich an eine andere Person.

O. k., das verstehe ich. Würde es dir ein anderes Mal besser passen?

Das ist wichtig im Gespräch

So kannst du anfangen:

In letzter Zeit fühle ich mich nicht so gut.

Mir geht es nicht besonders. Kann ich mal mit dir darüber reden?

Ich habe im Moment einige Probleme und es täte mir gut, wenn mir jemand zuhören würde.

Versuche, verständlich zu machen, wie es dir geht

Dein Gegenüber kann deine Gedanken nicht lesen und deine Gefühle nicht spüren. Je mehr du von dir erzählst, umso leichter fällt es deinem Gegenüber, Verständnis zu entwickeln. Verstanden zu werden entlastet.

Schweigen aushalten

Im Gespräch über schwierige Situationen fehlen manchmal allen die Worte. Lass Pausen und Schweigen zu. Um das Gespräch wieder in Gang zu bringen, hilft manchmal auch die Aussage:

Ich weiss jetzt auch grad nicht, was sagen.

Eigene Grenzen ernst nehmen

Wenn du spürst, dass es dir zu viel wird, kannst du das Gespräch jederzeit abbrechen. Du kannst sagen:

Ich merke, dass mir gerade alles zu viel wird. Ich würde lieber ein anderes Mal darüber sprechen.

Ärgere dich nicht über unbrauchbare Lösungsvorschläge

In der guten Absicht, dir helfen zu wollen, macht dein Gegenüber vielleicht viele Lösungsvorschläge, die dir im Moment gar nicht weiterhelfen. Versuche, die gute Absicht hinter den Ratschlägen zu sehen. Du kannst sagen:

Du musst mir keine Lösungsvorschläge machen. Es hilft nur schon, dass du mir zuhörst.

oder

Ich überlege mir, was du gesagt hast. Ich komme darauf zurück, wenn ich das Gefühl habe, es könnte mir helfen.

Rückmeldungen geben

Du kannst davon ausgehen, dass dein Gegenüber unsicher ist, ob er oder sie sich im Gespräch richtig verhält. Sag, wenn du dich wohlfühlst. Das erleichtert das Gespräch. Du kannst zum Beispiel sagen:

Es tut mir sehr gut, dass du mir zuhörst.

Erbitte praktische Hilfe, wenn möglich

Niemand kann auf Knopfdruck alle Probleme für dich lösen. Aber bereits kleine Dinge, wie zum Beispiel Unterstützung im Haushalt, bei der Kinderbetreuung oder ein gemeinsamer Kinobesuch, können Erleichterung bringen. Wenn du weisst, was dir helfen könnte, dann sag es deinem Gegenüber: Es ist hilfreich zu wissen, wie man dich unterstützen kann.

Du musst nicht meine Probleme lösen. Wenn du mal für zwei Stunden die Kinder nimmst, hilft mir das auch.

Die Grenzen des Gegenübers akzeptieren

Im Idealfall triffst du bei deinem Gegenüber auf ein offenes und verständnisvolles Ohr. Es kann aber auch sein, dass die andere Person überfordert ist. Respektiere das. Vielleicht ist dies auch der Moment, dich an eine Fachperson zu wenden.

Nach dem Gespräch

Gespräche alleine helfen nicht immer

Mit den Menschen in deinem Umfeld zu sprechen, ist sicher entlastend und wichtig. Aber oft ist es nicht genug.

Lass dich auf eine Fachperson ein

Geht es dir über längere Zeit nicht wieder besser, lass dir von einer Fachperson helfen. Vielleicht ist eine Erkrankung Grund für deine Probleme. Je früher du dann professionelle Hilfe suchst, desto rascher wirst du wieder gesund: Denn psychische Erkrankungen sind behandelbar.

Stärke deine Abwehrkräfte

Die seelische Gesundheit kannst du stärken und deine Abwehrkräfte gegen Belastungen mobilisieren. Mögliche Impulse für dich: